Die Fassaden des Humboldt Forum

Die Westfassade

Die in gelbem Sandstein rekonstruierte Westseite des Humboldt Forums bietet optisch folgende Hauptelemente: Das Zentrum der Fassade bildet das große und repräsentativ gestaltete Hofportal III. Darüber erhebt sich die rekonstruierte Schloßkuppel. In der Horizontalen gliedert sich die Fassade in vier Fensterreihen mit jeweils unterschiedlichem Fensterschmuck, der ihre Etagenzugehörigkeit verdeutlicht. Beginnen wir mit dem Zentrum, dem Hofportal drei. Es besteht aus drei Toreinfahrten. Die mittlere Einfahrt ist die größte und wird von zwei kleineren flankiert. Alle drei Einfahrten haben rundbogige Abschlüsse. Sie werden jeweils rechts und links von Säulen auf Podesten eingerahmt. Die Säulen enden einheitlich in gleicher Höhe unter einem leicht hervorspringenden Überbau als Abschluss.

Die Felder oberhalb der seitlichen Bögen sind mit figürlichen Reliefs gefüllt, welche links die Grundsteinlegung des Schlosses im Juli 1443 unter Kurfürst Friedrich I. und rechts die Präsentation des Modells durch Schlüter im Jahr 1699 zeigen. Die kleineren Felder darüber enthalten Schrifttafeln, welche die Historienszenen kommentieren. Die Seitenfelder der darüber liegenden Zone, also rechts und links des Wappens, sind durch Darstellungen von Siegerpreisen, wie z.B. Helm und Schwert, bereichert. Das Feld in der Mitte, direkt über der großen Toreinfahrt, zeigt eine acht Meter hohe und ebenso breite Wappen Darstellung mit geschmückten Rahmen. In der gedachten Verlängerung der vier Säulen des darunterliegenden Eingangsportals, sind jeweils auf einem Quader aus Sandstein vier Statuen gesetzt. Sie verkörpern, von links, die Kardinalstugenden Stärke, Mäßigung, Gerechtigkeit und Weisheit. Die Stärke ist eine männliche Figur, die eine Keule in der rechten Hand hält und auf der Schulter abgelegt hat. Der linke Arm ist angewinkelt und hält das geraffte Gewand sein Blick schweift in die Ferne. Die Mäßigung, eine weibliche Sandsteinfigur, ihre rechte Hand rafft die Kleidung und die linke Hand zeigt mit der Handfläche nach unten zur Beruhigung und eben zur Mäßigung. Sie blickt nach links. Die Gerechtigkeit, ebenfalls eine weibliche Figur, hält in ihrer rechten Hand eine Waage und in der linken Hand ein Schwert. Sie blickt himmelwärts. Die Figur der Weisheit hält in der rechten Hand unter dem Arm ein Buch. Die linke Hand geht mit dem abgespreizten Zeigefinger zum Mund. Die Gesichtszüge der Figur sind gedankenversunken und der Blick richtet sich nach unten auf einen imaginären Punkt. Ein optisches Highlight ist das Wappen über dem Haupteingang des Portals III. Es ist verhältnismäßig groß und kontrastiert durch seine schwarz-goldene Farbe effektvoll mit dem Hintergrund der hellen rekonstruierten Barockfassade. Auf der schwarz brünierten Grundplatte des Wappens präsentiert sich in der Mitte der vergoldete Preußenadler. Er blickt nach rechts, trägt die Königskrone auf dem Haupt und die Insignien Zepter und Reichsapfel in seinen Vogelkrallen. Auf seiner Brust prangen die Initialen des ersten preußischen Königs FR, Friedericus Rex. Der Adler mit den Insignien wird unten von einer vergoldeten Halskette unterfangen. Der vergoldete Preussenadler sitzt auf einem Wappengrund aus schwarz brüniertem Metall. Aus dem umfassenden Rahmen wachsen zwei weitere schwarze Greifvögel, die nach innen blicken und einen Flügel nach außen abspreizen der jeweils andere Flügel liegt am Rahmen an. Das Wappen wird am oberen Rand von einer weiteren vergoldeten Krone abgeschlossen. Im unteren Bereich des Wappens symbolisieren Palmzweige den Frieden. Unter dem Rahmen ist der Preußische Adlerorden eingehängt. Beides ist ebenfalls in schwarz gehalten. Das gesamte Portal III, ist nach vorn versetzt, ragt also ein Stück aus dem Bau heraus. Darüber erhebt sich ein achteckiger Unterbau, mit drei Fenstern je Fläche, der die Kuppel trägt. Im unteren Teil umfängt die Kuppel ein blaues umlaufendes Schriftband, mit einem Bibelzitat des Königs, in goldenen Lettern. Die Inschrift setzt sich aus zwei Bibelzitaten zusammen und lautet: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters“. Der zweite Teil stammt aus dem Philipper-Brief im Neuen Testament und lautet: „Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“. Darüber wölbt sich die eigentliche Kuppel. In der mit Kupferblech bedeckten Kuppel und dem achteckigen Unterbau befand sich ursprünglich die Hofkapelle. Über der Kuppel ragen kreisförmig angeordnete Engel empor, die eine kleinere, mit vergoldeten Palmwedeln verzierte Kuppel tragen und die Hände zum Gebet gefaltet haben. Über dieser kleineren Kuppel befindet sich eine vergoldete Kugel auf der sich das ebenfalls vergoldete christliche Kuppelkreuz rund 70 Meter über dem Straßenniveau erhebt.

Die Nordseite, Lustgartenfassade

Die hellgelb farbene Nordfassade des Humboldt Forums ist eine der drei rekonstruierten Barockfassaden. Sie öffnet den Blick zum Dom und zum Alten Museum und ist in der Gestaltung ruhiger und zurückhaltender ausgeführt. Der Eindruck einer langen rechteckigen Gebäudeform ist hier insgesamt dominierend. Die Fassade wird durch vier Fensterreihen mit reich skulpturierten Giebeln horizontal strukturiert und entspricht den anderen rekonstruierten Barockfassaden im Süden und Westen des Humboldt Forums. Mehr Details dazu finden sie in unseren Audiodeskriptionen dieser Fassaden. Auffällig sind allerdings drei vertikale Gebäudeabschnitte, die etwas nach vorn gesetzt sind, also aus der Fluchtlinie der Gebäudefront hervorspringen. So ist die rechte Gebäudeecke als hervortretender Gebäudeteil mit sieben Fenstern je Etage sehr präsent. Dieser hervortretende Gebäudeteil beherbergt an seiner linken Seite, in der Nische zur zurückgesetzten Gesamtfassade, das künstlerisch und bildhauerisch anspruchsvollste der rekonstruierten Schmuckelemente. Das große Wappen mit geflügelten Trägerfiguren, als Allegorie auf den Ruhm des Königs. Zwei göttliche Famen (Ruhmverkünder) verkünden mit Ihren Fanfaren die Anbringung des Wappens mit den Initialen des Königs am Schloss. Sie werden von kindlichen Figuren (Putto/Putti) begleitet. Das Wappen wird im oberen Teil mit einer vergoldeten Krone abgeschlossen. Ebenfalls etwas nach vorn tritt das Eingangsportal vier in der Mitte der Gebäudefront und das Eingangsportal fünf, links davon. Jedoch sind beide Portale nicht als wuchtiger Block, sondern nur minimal aus der Fassadenflucht herausgehoben, wirken also stärker mit ihr verwoben als die Portale der Süd- und Westfassade. Die Portale vier und fünf sehen nahezu gleich aus. Nur die Wappen ganz oben werden von unterschiedlichen Figuren getragen. Flache säulenartige Erhebungen gliedern die Portale in jedem Geschoß in jeweils drei vertikale Achsen. Die Fenster zwischen den säulenartigen Erhebungen nehmen die Fensteranordnung der Gesamtfassade auf. Beide Portale haben unten mittig eine Einfahrt die jeweils rechts und links von einem Erdgeschoßfenster mit reich skulpturierten Giebeln flankiert wird. Direkt über der Einfahrt, im ersten Obergeschoß, zieren dem Anschein nach aus dem Gebäude herauswachsende herkulesque Skulpturen, die Fassade. Diese tragen auf ihren Schultern den Balkon im zweiten Obergeschoss. Das zweite Obergeschoß wird durch den Balkon mit seinem schwarzen Geländer und vergoldeten Zierelementen sowie dem großen Fenster mit rundbogigem Fries als oberen Abschluß dominiert. Zwischen Fries und Gebäudeabschluß ist ein von Figuren getragenes Wappen, mit einer goldenen Krone als oberen Abschluß, repräsentativ hervorgehoben. Die wappentragenden Figuren am Portal vier sind zwei weibliche geflügelte Genien die ihre Häupter nach unten und nach links wenden und mit ihren goldenen Fanfaren die Präsentation des Wappens verkünden. Am Portal fünf sind es ebenfalls zwei weibliche geflügelte Genien die aber ihre Köpfe nach rechts wenden. Die rechte Figur führt im Mund eine Fanfare die nach unten ihre Botschaft verkündet. Die andere Figur trägt in ihrer linken Hand einen Palmenzweig und verkündet somit Sieg oder Frieden. Links am Gebäude, trifft abrupt wie ein Fremdkörper, der Ansatz der modern gestalteten Ostfassade auf die barocke Gebäuderekonstruktion. Die Gestaltung des Ansatzes der Ostfassade nimmt die vierreihige vertikale Fensteranordnung der barocken Fassade auf, interpretiert sie aber modern. So ist im Erdgeschoß an der Stelle des barocken Fensters ein Eingang vorhanden. In den darüber liegenden Geschossen wird der eine in der barocken Fassade vorgegebene Fensterplatz durch drei schmale fast schlitzartige Fenster optisch gefüllt und zusammengefasst.

Die Südseite, auch Schlossfreiheit genannt

Die hellgelb farbene Südfassade des Humboldt Forums ist die längste der drei rekonstruierten Barockfassaden und erstreckt sich über 128 Meter. Dadurch entsteht der Eindruck einer langen rechteckigen Gebäudeform. Die Fassade wird von den Portalen eins und zwei vertikal durchbrochen und durch vier Fensterreihen horizontal strukturiert. Die untersten drei Fensterreihen der Südfassade haben die gleiche Größe und einen vertikalen rechteckigen Doppelkreuzrahmen. Eine kleinere Fensterform ist als oberste Fensterreihe gewählt worden. Die Fenster haben oben – je nach Etagenzugehörigkeit – einen unterschiedlichen schmückenden Abschluss. So ist im Untergeschoß ein waagerechter Querträger über den Fenstern mit einem darunter liegenden viereckigen Stein zu finden. Im ersten Obergeschoß dagegen ein wellenartig geschwungener Querträger mit darunter sitzendem Adler. Das zweite Obergeschoß wird durch ein Dreieck, dessen obere Spitze offen ist gestaltet. In dieser Öffnung befindet sich eine Sandsteinkrone mit floralen Phantasiegebilden. An den Außenfronten der obersten kleinen Fenster sind rechts und links an den Fensterleibungen Widderköpfe, unter diesen Girlanden aus Laub angefügt. Direkt unter dem Dachfirst über den Zwischenräumen der kleinen Fenster lassen Adler mit gespreizten Flügeln den Blick in die Weite schweifen. Wobei die nebeneinanderliegenden Adler sich scheinbar einander zu wenden. Die Portale eins und zwei sehen nahezu gleich aus. Sie sind aus der Fassade herausgehoben. Ein großer Rundbogen in der Mitte bildet den Hauptdurchgang, flankiert von zwei kleineren Durchgängen. Über diesen kleineren Eingängen streben jeweils massive Säulenpaare in die Höhe. Zwischen den Säulenpaaren, links und rechts und über dem Haupteingang befinden sich vertikal angeordnet zwei Fenster. Sie enden gemeinsam mit den Säulen unter einem balkonartigen Überbau. Der balkonartige Überbau, hat wie die Oberkante des Gebäudes ein Balustradengeländer. Die Geländersäulen der Balustrade sind aus vasenförmigen kleinen Elementen gestaltet. Säulen und Inschriften schmücken die Portale. Über dem Portal zwei befindet sich eine Inschrift, die besagt, dass der König das Schloss nach dem Ende des Pommerschen Krieges im Jahr 1716 vollendete. Der Eingang von Portal eins führt in den Schlüterhof und der Eingang des Portals zwei ist der Zugang zur Passage des Humboldt Forums. Am rechten Ende schließt eine auffällige vom Boden bis zum Dachfirst reichende halbrundförmige turmartige Wölbung den barocken Teil der Fassade ab. Der Abschluss der nicht rekonstruierten Ostfassade, eine moderne weiße Betonwand, setzt direkt an den barocken Turm an. Diese Abruptheit des Ansatzes und das unkaschierte Aufeinandertreffen von Alt und Neu am Ende der eigentlich barocken Fassade, erzeugen einen starken optischen Kontrast. Damit wird die Rekonstruktion und Umdeutung des Gebäudes bewusst sichtbar gemacht.

Die modern gestaltete Ostseite mit dem Portal VI

Die Ostseite präsentiert sich als glatte und völlig unverzierte Fassadenfront aus hellem Naturstein. Durchbrochen wird sie jedoch durch vier Reihen gleichmäßig angeordneter großer Fenster, die unten bis zum Boden reichen. Die Fenster sind in der Fensterleibung deutlich zurückversetzt, was von weitem den Eindruck dunkler Löcher erzeugt und ihre Prominenz und strukturierende Wirkung in der Fläche zusätzlich betont. Insgesamt entsteht ein Eindruck zwischen kühler Glätte und einem bewusst streng und monoton sich gliedernden Gitterwerk. In den unteren zwei Fensterreihen sind die Fenster gleichgroße Rechtecke, die mit der schmalen Seite nach oben zeigen. Die Fenster des dritten Stockwerkes sind ebenfalls rechteckig, aber in ihrer Höhe reduzierter. Alle drei unteren Fensterreihen weisen jeweils 23 Fenster auf und sind durch die Kreuzrahmen gleichsam wieder in kleinere Rechtecke untergliedert. Die oberste und damit abschließende Fensterreihe bilden 46 deutlich schmalere Fenster ohne Kreuzrahmen. Zwischen diesen Fenstern sind, in den Fensterzwischenräumen, Lichtstrahler zur nächtlichen Fassadenbeleuchtung angebracht. Mittig in der unteren Reihe befinden sich vier Eingangstüren. Dieser Eingangsbereich wird als Portal sechs bezeichnet. Über dem Portal sechs ist die Beschriftung „Humboldt Forum“ in moderner Schriftform und Großbuchstaben zu lesen. Wenige Schritte vor den beiden mittleren Türen von Portal sechs stehen zwei vierkantige Stelen mit außenliegenden fühlbaren Tastfeldern, durch die sich behinderte Personen bemerkbar machen können, wenn sie Hilfe benötigen.